Captain Ratcatcher`s Rattenbande
Captain Ratcatcher`s Rattenbande

Eine kurze Geschichte der karibischen Piraterie

Der Lockruf der Freiheit

 

In Europa herrschen im 16. Jahrhundert allerorten Kriege, die viele Menschen aus ihrer Bahn werfen. Große Armeen brauchen ständig Nachschub an Soldaten und an Matrosen für ihre Kriegsflotten. Die Kämpfe verlagern sich mehr und mehr auf das Meer und in neu entdeckte Gebiete in Übersee. Auf den Schiffen aller Herren Länder herrscht strenge Zucht. Nicht jeder der Mannschaft kam freiwillig an Bord. Die Sterberate auf den Reisen ist hoch: viele nutzen Chancen, die sich bieten, zur Flucht. Sie schließen sich den Bucaniers an oder den Piraten, die im Handelskrieg der großen Mächte eine zunehmend gewichtige Rolle spielen. Neben der Freiheit lockt die Neuankömmlinge die Hoffnung auf reichen und schnellen Gewinn. Der, das hat sich rasch herumgesprochen, scheint hier buchstäblich zum Greifen nah.

Das spanische Monopol auf die Schätze der Neuen Welt weckt Neid und Begehrlichkeit der anderen Mächte. Energische Unternehmerpersönlichkeiten, die als Piraten ins Geschäft einsteigen, finden leicht Gönner, die sie großzügig mit Kaperbriefen ausstatten; Freibriefe, die erlauben in ihrem Namen auf Kaperfahrt zu gehen. Die Erfolge gegen die schwerfälligen Schiffe der Spanier sind groß. Jedoch auch die Verluste an Mannschaft bei den Seeräubern. Ersatz zu finden ist für Piratenkapitäne leicht. Vor die Wahl gestellt, schließen sich oft Seeleute gekaperter Schiffe den Siegern an. Auch aus den Reihen der Bucaniers kommt Nachwuchs. Ihre Waffe ist die Muskete, mit der sie gezielt beim Angriff Kapitän und Offiziere der Beute aufs Korn nehmen. Bald gehen die Bucaniers auch dazu über, selbst leichte Schiffe zu bauen mit denen sie auf eigene Rechnung kühne Kaperangriffe wagen.

 

Das Gesetz der Piraten

 

Als die Spanier 1629 die Boucaniers von Hispaniola vertreiben, finden sie in der nahe gelegenen Insel Tortuga einen neuen Unterschlupf, den sie zu einer beinahe uneinnehmbaren Bastion ausbauen. Tortuga wird damit für alle Piraten der Karibik zum sicheren Hafen. Unterschiedliche Gruppen schließen sich 1640 zu einer Schutzgemeinschaft zusammen. Ihr Bund nennt sich:" Brüder der Küste". Sie geben sich Gesetze, die im Einzelnen die Wahl der Kapitäne und Mannschaften regeln, sowie das Leben an Bord, die Teilnahme an Beutezügen und die Teilung der Beute. Auf diese Regeln muss jeder den Eid ablegen. Er gilt jeweils für eine gemeinsame Aktion. Regelverstöße ziehen strenge Strafen nach sich. Eine der bekanntesten Methoden: Das Aussetzen an einer einsamen Küste. Ähnliche Gesetze galten auf allen Piratenschiffen in der Karibik.

Einig sind die Piraten vor allem in einem: Ihr Hauptgegner sind die Spanier. Jeder der bunt zusammen gewürfelten Mannschaften auf den Kaperschiffen hat Grund, sie zu fürchten, besonders die entflohenen Sklaven, denen harte Strafen und erneute Sklaverei droht. An Bord gilt mit unterschiedlicher Ausprägung eine ähnliche Rangfolge wie auf Handelsschiffen: Der Piraten-Kapitän ist von der Mannschaft gewählt und ihr verantwortlich. Nur in den Kampfhandlungen ist er ihr Anführer. Bei erwiesener Feigheit, Grausamkeit gegen Untergebene oder andere Vergehen, kann ihn die Mannschaft absetzen. Wichtiger Vermittler zwischen Kapitän und Besatzung ist der Quartiermeister. Er verteilt Lebensmittel, schlichtet Streit und ist meist erster Anwärter auf den Kapitänsposten eines gekaperten Schiffes. Unter den berühmten Piratenkapitänen befinden sich sowohl begnadete Seefahrer als auch ebensolche Raufbolde bis hin zu brutalen Psychopathen.

 

Port Royal, eine Schattenwirtschaft

 

Tortuga wird zum Umschlagplatz für die Beute der Piraten. Viele vertrinken und verspielten ihren Anteil schneller als sie ihn gewonnen hatten. Doch als die Engländer 1655 Jamaika erobern und eine dauerhaften Besatzung einrichten, trennen die britischen Piraten sich von ihren "Brüdern" und machen Port Royal zu ihrer neuen Hochburg. Große Handelshäuser aus Europa unterhalten mehr oder weniger diskrete Vertretungen in der Stadt, was die Vermarktung wertvoller Beute, bis hin zu ganzen Schiffsladungen, einfacher macht. Zeitweilig soll die Finanzkraft der Stadt selbst London übertroffen haben. Ihre Kneipen und Spelunken sind berüchtigte Treffpunkte der Piratenprominenz, in denen so gute mancher Tipp für Ort und Zeitpunkt einer Gelegenheit zum Überfall an den Mann gebracht wird. Den Spaniern erscheint es wie das Strafgericht Gottes, als ein Erdbeben Stadt und Hafen von Port Royal im Jahr 1692 grundlegend zerstört.

Zwar bauen die Engländer Port Royal wieder auf, doch so, dass die Stadt für sie besser zu kontrollieren ist. Das Ereignis ist zugleich der Anfang vom Ende der Piraten in der Karibik, auch wenn es noch eine Weile dauert, bis der letzte von ihnen aufgegeben hat oder gehängt ist. Mit dem Niedergang der spanischen Macht und ihrer Monopolstellung in der Region wächst das Interesse der Engländer, die Überfälle zu unterbinden. Umso mehr, als sich nun auch amerikanische Piraten gegen englische Handelsschiffe bemerkbar machen.

Die überlebenden Piraten ziehen sich auf die Bahamas in den kleinen Ort New Providence zurück. Der berüchtigte Blackbeard geht von hier auf Kaperfahrt wie auch die Seeräuberinnen Mary Read und Anne Bonny. Die Briten schicken ihnen Wood Rogers als neuen Gouverneur. Er ist selbst ein erfahrener Pirat im Dienst der englischen Krone. Nun stellt er sie vor die Wahl: Eine Amnestie annehmen oder gnadenlose Verfolgung. Der alte Ben Hornigold gibt als erster auf und wird zum Piratenjäger. Andere folgen oder enden am Galgen. Am Ende hat sich der englische Gouverneur durchgesetzt.

 

 

 

 

Druckversion | Sitemap
© Captain Ratcatcher`s Rattenbande